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Verklag mich doch

Lieber Andreas,
hast du Zeit und Lust am Samstag, dem 16.06.2012 den sympathischen Anwalt zu spielen?
Du müßtest bereits um 07:45 Uhr hier bei uns in Hürth sein.

Äh, nein. Mein Wochenende stelle ich mir marginal anders vor. Und den sympathischen Anwalt muss ich nicht spielen. Der bin ich nämlich einfach so. Ganz ohne VOX und rtl.

LG Wuppertal: Kein Anspruch auf Satellitenfernsehen, wenn Sender über Internet empfangbar

Häufig streiten sich Vermieter und Mieter um die Frage, ob der Mieter eine Parabolantenne zum Empfang von Satellitenfernsehen an der Hauswand oder auf dem Dach anbringen darf. Die Rechtsprechung ist dazu mittlerweile recht einheitlich:

Verfügt die Wohnung über einen digitalen Breitbandkabelanschluss, hat der Mieter grundsätzlich keinen Anspruch auf Genehmigung der festen Anbringung der Satellitenantenne (Urteil vom 16.05.2007 – VIII ZR 207/04).

Zudem hat der BGH bereits am 02.03.2005 entschieden (Az. VIII ZR 118/04), dass ausländische Mieter vom Vermieter keine Zustimmung zur Montage einer Parabolantenne verlangen können, wenn sie die Möglichkeit haben, ein (gebührenpflichtiges) Vollprogramm über einen vorhandenen Kabelanschluss mittels eines Decoders zu empfangen.

Das Landgericht Wuppertal (Urteil vom 26.01.2012 – 9 S 28/11) hat dieser Rechtsprechung nun eine weitere Facette hinzugefügt:

In dem zu entscheidenden Rechtsstreit verwies der griechische Mieter darauf, dass er über den Breitbandkabelanschluss des Hauses nur den griechischen Sender ERT empfangen könne, der kein Vollprogramm biete, sondern nur Zusammenfassungen anderer nationaler und staatlicher Sender. Der Vermieter behauptete hingegen unbestritten, der Mieter könne andere griechische Vollprogramme kostenpflichtig als Livestream über das Internet sehen.

Die 9. Zivilkammer des LG Wuppertal gab dem Vermieter Recht: Ohne Hinzutreten besonderer Umstände sei der Empfang von Heimat-Sendern über das Internet stets zumutbar und damit ein sachlicher Grund für den Vermieter erkennbar, die begehrte Zustimmung zur Anbringung einer Satellitenschüssel zu verweigern. Das gelte auch für nicht-internetaffine Rentner, denn auch über das Internet könnten Fernsehgeräte unmittelbar angeschlossen werden.

Beraterhinweis:

Mieter sollten vor der eigenmächtigen Installation einer Parabolantenne die Genehmigung des Vermieters einholen, wenn sie nicht riskieren wollen, auf Beseitigung in Anspruch genommen werden. Können die begehrten oder vergleichbare ausländischen Sender auch über einen DSL-Anschluss als Livestream im Internet empfangen werden, wird der Vermieter sich auf die Entscheidung des LG Wuppertal berufen können und die Genehmigung ablehnen dürfen, wenn nicht schon im Vorfeld bei Abschluss des Mietvertrages etwas anderes  vereinbart worden ist.

Entkernt

Hurra, die Kernerisierung des ZDF hat endlich ein Ende:

Nach zwölf Jahren beim ZDF geht TV-Moderator Johannes B. Kerner zum Anfang nächsten Jahres zurück zum Privatsender Sat.1. Kerner werde ein wöchentliches, journalistisches Live-Magazin mit Gästen und aktuellen Themen moderieren, teilte Sat.1 mit. Außerdem werde der ausgewiesene Sport-Experte im neuen „ran“-Team die Spiele der Champions-League präsentieren. Kerner war bereits in den 90er Jahren bei Sat.1 als Moderator tätig gewesen, bevor er Anfang 1998 zum ZDF wechselte.

Das ZDF hatte Kerner eine Verlängerung seines zum Jahresende auslaufenden Vertrages um weitere drei Jahre angeboten. Man habe sich jedoch nicht über die Konditionen einigen können, hieß es aus dem Mainzer Sender. Intendant Markus Schächter erklärte: „Wir hatten zwölf erfolgreiche Jahre miteinander“, äußerte aber auch „Verständnis dafür, dass Johannes Kerner jetzt nach neuen Horizonten strebt“. Quelle: Welt Online

Vielleicht begreift das ZDF dies ja nun als Chance, den Sendeplatz am späten Abend wieder mit Gehaltvollerem als belanglosen Plauderein zu füllen.

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Ausgelesen

Das ZDF trennt sich mit sofortiger Wirkung von Elke Heidenreich. Die Sendung „Lesen!“ wird damit nicht mit ihr fortgeführt. Heidenreich hatte zuvor in einem Beitrag für die FAZ geschrieben, dass sie sich schäme, „in so einem Sender überhaupt noch zu arbeiten.“ Und: „Von mir aus schmeißt mich jetzt raus.“

Diese Steilvorlage hat das ZDF nun genutzt.

Auch wenn Elke Heidenreich im Ton vielleicht über das Ziel hinausgeschossen ist: In der Sache ist ihre Kritik berechtigt. Unser Fernsehprogramm, in dem peinliche Gestalten wie Hubertus A. und Selbstdarsteller wie Dieter Bohlen als Helden gefeiert werden, verkommt immer mehr.

Frau Heidenreich hat bekanntlich noch nie ein Blatt vor den Mund genommen. In einer Ausgabe ihrer alten Talkshow in der Frankfurter Alten Oper ist sie einmal in einem T-Shirt der AG Arsch Huh vor die Kamera getreten, was, wie sie mir ein paar Jahre später einmal erzählte, „mächtig Ärger“ gegeben habe.

Solche Leute braucht das Fernsehen. Solche Leute muss das Fernsehen auch aushalten können. Das ZDF hat Elke Heidenreich nun nicht mehr ausgehalten. Das ist ein Armutszeugnis für den Sender.

Frau Heidenreich möchte ich Wolf Biermanns Ermutigung ans Herz legen. Sie findet nun ja vielleicht die Zeit, wieder einmal ein so wunderbares Buch zu schreiben, wie die Kolonien der Liebe.

Das wäre ein weiterer Grund, den Fernseher abends einfach einmal auszulassen. Denn lesen bildet bekanntlich – und mit Bildung hat unser Fernsehen immer weniger zu tun.

Wieso zahle ich eigentlich noch dafür?

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